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monokultur:kulturstaat [2017/09/16 11:14] – [23 Mrd. Euro in der Kultur- und Kreativwirtschaft] eckhardmonokultur:kulturstaat [2017/09/17 13:21] – [Bayerische Verfassung – Mittel zur Unterstützung] eckhard
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 Der Freistaat Bayern und die Gemeinden sind demnach in der Pflicht, Mittel zur Unterstützung schöpferischer Künstler, Gelehrter und Schriftsteller bereitzustellen.  Der Freistaat Bayern und die Gemeinden sind demnach in der Pflicht, Mittel zur Unterstützung schöpferischer Künstler, Gelehrter und Schriftsteller bereitzustellen. 
  
-Allerdings gewährt diese Regelung keinen individuellen Anspruch auf eine Förderung. Derartige Regelungen werden als "Teilhaberecht" verstanden, was im Prinzip bedeutet, dass niemand von vornherein und schlechthin von positiven staatlichen Förderungsmaßnahmen ausgeschlossen werden darf. Es existiert im Bereich der Kultur- oder Kunstförderung kein subjektiver Anspruch auf eine bestimmte Leistung oder ein bestimmtes Förderniveau, sondern nur ein Anspruch auf Gleichbehandlung (wenn es eine Förderung gibt) und ein Anspruch auf ein rechtsstaatliches Verfahren. +Allerdings gewährt diese Regelung keinen individuellen Anspruch auf eine Förderung. Derartige Regelungen werden als "Teilhaberecht" verstanden, was im Prinzip bedeutet, dass niemand von vornherein und schlechthin von positiven staatlichen Förderungsmaßnahmen ausgeschlossen werden darf. Es existiert im Bereich der Kultur- oder Kunstförderung kein subjektiver Anspruch auf eine bestimmte Leistung oder ein bestimmtes Förderniveau, sondern nur einen Anspruch auf Gleichbehandlung (wenn es eine Förderung gibt) und einen Anspruch auf ein rechtsstaatliches Verfahren. 
  
 ===== München ===== ===== München =====
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 ==== Kulturpolitik ist keine Wirtschaftspolitik ==== ==== Kulturpolitik ist keine Wirtschaftspolitik ====
  
-Das Münchner Kulturreferat hat einen Jahresetat von ca. 200 Millionen Euro. Damit werden in erster Linie städtische Kultur- und Bildungseinrichtungen (Museen, Theater, Orchester) und Fachabteilungen mit knapp 1.300 Beschäftigten finanziert. Wenn der Staat die Kunst und Kultur unterstützt, so gehört nicht nur die Kulturverwaltung oder der Konsum dazu (etwa Museen, Theater), sondern auch die Produktion. So verleiht die Stadt bspw. Preise, Stipendien und Auszeichnungen für Kulturschaffende.((Allerdings werden für Preisgelder, Juryhonorare und Veranstaltungen jährlich nur ca. 300.000 Euro bereitgestellt. Etwa 300 Künstlerinnen und Künstler erhalten eine Atelierförderung, d.h. Räume in den drei städtischen Atelierhäusern oder Mietzuschüsse. Weitere Beispiele finden sich unter: [[www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kulturreferat/Wir-ueber-uns/Zahlen_Daten_Fakten.html]].)) +Das Münchner Kulturreferat hat einen Jahresetat von ca. 200 Millionen Euro. Damit werden in erster Linie städtische Kultur- und Bildungseinrichtungen (Museen, Theater, Orchester) und Fachabteilungen mit knapp 1.300 Beschäftigten finanziert. Wenn der Staat die Kunst und Kultur unterstützt, so gehört nicht nur die Kulturverwaltung oder der Konsum dazu (etwa Museen, Theater), sondern auch die Produktion. So verleiht die Stadt bspw. Preise, Stipendien und Auszeichnungen für Kulturschaffende.((Allerdings werden für Preisgelder, Juryhonorare und Veranstaltungen jährlich nur ca. 300.000 Euro bereitgestellt. Etwa 300 Künstlerinnen und Künstler erhalten eine Atelierförderung, d.h. Räume in den drei städtischen Atelierhäusern oder Mietzuschüsse. Weitere Beispiele finden sich unter: [[http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kulturreferat/Wir-ueber-uns/Zahlen_Daten_Fakten.html]].)) 
  
 Aber ganz im Stile der absolutistischen Fürsten dient die Kulturpolitik vorrangig der Außendarstellung und Repräsentation („Leuchtturmprojekte“). Leuchttürme sollen möglichst hell und weit strahlen, daneben sind andere Zeichen mit geringer Strahlkraft überflüssig oder sogar störend, weil irritierend. Im Bereich der Subkultur wird die Unterstützung durch den Staat immer mehr als eine Art Starthilfe aufgefasst. Dies impliziert, dass alles, was sich nicht durch den Markt finanzieren lässt, auf Dauer nicht Wert ist, zu überleben. Die Herangehensweise erinnert an Venture-Capital, bei dem sich die Investition auf längere Frist gesehen rentieren muss. Kulturpolitik hat aber nicht die Aufgabe, marktferne Tätigkeiten zu ökonomisieren. Sie ist keine Turnaround-Hilfe zur Kehrtwende, keine Beihilfe zum Wandel eines Künstlers, der sich einem Prozess der Anpassung an die Bedingungen des Marktes im weitesten Sinne durch Richtungsänderung unterziehen soll.  Aber ganz im Stile der absolutistischen Fürsten dient die Kulturpolitik vorrangig der Außendarstellung und Repräsentation („Leuchtturmprojekte“). Leuchttürme sollen möglichst hell und weit strahlen, daneben sind andere Zeichen mit geringer Strahlkraft überflüssig oder sogar störend, weil irritierend. Im Bereich der Subkultur wird die Unterstützung durch den Staat immer mehr als eine Art Starthilfe aufgefasst. Dies impliziert, dass alles, was sich nicht durch den Markt finanzieren lässt, auf Dauer nicht Wert ist, zu überleben. Die Herangehensweise erinnert an Venture-Capital, bei dem sich die Investition auf längere Frist gesehen rentieren muss. Kulturpolitik hat aber nicht die Aufgabe, marktferne Tätigkeiten zu ökonomisieren. Sie ist keine Turnaround-Hilfe zur Kehrtwende, keine Beihilfe zum Wandel eines Künstlers, der sich einem Prozess der Anpassung an die Bedingungen des Marktes im weitesten Sinne durch Richtungsänderung unterziehen soll. 

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