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NFT und Etherum

Ethereum

Bei Etherum handelt es sich um eine von Vitalik Buterin entwickelte Plattform, auf der vor allem sogenannte smart contracts abgewickelt werden können. Die Zahlung erfolgt in der Kryptowährung, die Ether oder Ethereum (ETH) benannt wurde und die anders als Bitcoin keine Obergrenze hat. Im April 2022 soll es rd. 120 Mio. ETH geben.

Bei den smart contracts handelt es sich um datentechnisch ausführbare Verträge, die inhaltlich keinen zwingenden Vorgaben unterliegen. Sie werden allgemein beschrieben als

  • trustless,
  • autonomous,
  • decentralized,
  • transparent, and
  • usually irreversible and unmodifiable once deployed.

Da die Speicherung des Vertrags in einer Blockchain erfolgt, soll man das einmal ausgerufene Angebot nicht mehr zurück ziehen können, auch wenn noch niemand davon Gebrauch gemacht hat. Dabei müsse man nicht auf die Vertragstreue der anderen Seite vertrauen, denn durch die Technik seien die Verträge sicher. Zudem soll vor allem die Gegenleistung automatisiert geleistet werden, wenn datentechnisch überprüfbare Bedingungen erfüllt sind. Die Dezentralisierung betrifft vor allem die Technik und bedeutet nicht, das alle Teilnehmenden mehr Macht, Vermögen oder Möglichkeiten haben, sondern eher das Gegenteil. Smart Contracts sind zunächst auch nur Verträge, bei denen in der Regel derjenige, der die Verträge gestaltet, dafür sorgt, dass das Geschäft für ihn vorteilhaft ist. Der Mittelsmann, der Einfluss nehmen kann und bezahlt werden will, wird durch die Technologie ersetzt. Da die jeweilige Blockchain regelmäßig auf den eigenen Rechner kopiert werden kann, sind die Vorgänge einsehbar (je nach Konstruktion bzw. Programmierung).

Die Technik soll unter anderem DeFi und dApps ermöglichen; zudem sollen DAO möglich sein. Das „D“ steht für dezentralisiert: Dezentralisierte Finanzgeschäfte, dezentralisierte Programme und dezentralisierte, autonome Organisationen. Bei den dApps handelt es sich um programmierte Abläufe, die mit den in der Programmiertechnik bekannten Methoden arbeiten. Bei DeFi dürfte es vor allem darum gehen, möglichst unreguliert1) Venture-Capital Projekte oder Beteiligungen an anderen Anlagegüter zu finanzieren. So kann an die Stelle der Gründung einer Aktiengesellschaft eine DeFi-Konstruktion treten, bei der keine Aktien, ausgegeben werden, sondern Krypto-Beteiligungen. Die zwischengeschalteten Vermittler für Kapitalanlagen, die oft hohe Provisionen verlangen, und (gegenwärtig noch) die Aufklärungspflichten und Haftungsrisiken werden umgangen. Statt dessen werden Exchanges als Mittelsmänner tätig, deren Provisionen dank automatisierten Ablaufs und Ausschluss einer Haftung niedriger ausfallen.

Um an Ethereum teilnehmen zu können, benötigt man ein Ethereum-Wallet, auf das jemand zumindest einige Bruchteile eines ETH übertragen muss. Der Ablauf ist ähnlich wie bei Bitcoin, Der Energieverbrauch zur Erstellung eines ETH ist deutlich niedriger als bei Bitcoin.

Stable Coins

Stable Coins werden Krypto-Währungen bezeichnet, deren Preis stabil (vor allem im Verhältnis zu gewöhnlichen Geld) bleiben soll. Am meisten genutzt wird Tether, deren Preis mit dem US-$ verbunden ist, daher das Kürzel USDT. Sie können aber auch mit anderen Einheiten wie Euro, dem Preis für Rohstoffe etc. verknüpft sein. So gibt es beispielsweise auch EURT, die an den Euro gebunden sind. Der Preis für USDT im Verhältnis zum US-$ ist bislang stabil, durchwegs mit marginalen Abweichungen 1 zu 1. Der drittgrößte Stablecoin nach Marktkapitalisierung war Anfang Mai 2022 TerraUSD (UST). Der Kurs ist innerhalb weniger Tage eingebrochen und verlor binnen kurzer Zeit nahezu ein Drittel des versprochenen Tauschpreises.2)

USDT sind weit verbreitet und fungieren als Bindeglied: Mit US-$ oder Euro kauft man für sein Wallet USDT. Dieses Wallet kann man dann auf den Krypto-Börsen verwenden, auf denen nur Krypto-Währungen oder andere Krypto-Produkte gehandelt werden. Das hat derzeit für die Initiatoren den Vorteil, dass die Regulierung von „nur“ Krypto-Börsen bzw. den dort gehandelten Produkten nicht vergleichbar ist mit Aktienbörsen oder bei anderen Kapitalmarktprodukten. An reinen Krypto-Börsen gelten keine Regeln wie Verbot von Insiderhandel oder Berichtspflichten mit Offenlegung von Bilanzen, Hinweisen auf Risiken, Zusammensetzung der Verwaltung usw. Umgekehrt lassen (sollen) stable coins sich wieder in gewöhnliches Geld tauschen.

Gegenwärtig, April 2022, gibt es rund 82 Mrd. USDT. Wenn die Funktion als Bindeglied zwischen dem gewöhnlichen Geld und den Krypto-Börsen berücksichtigt und die Kurssteigerung bei Bitcoin einerseits und die Menge an USDT andererseits betrachtet, scheint es einen Zusammenhang zu geben. Ende 2019 gab es ca. 4 Mrd. USDT und der Bitcoin-Kurs stand bei ca. 6500 USTD. In 2020 bis April 2022 wurden mehr als 77 Mrd. USTD ausgegeben und der Bitcoinkurs verzehnfachte sich in der Spitze in dieser Zeit.

Tether und deren stable coin USDT wurde 2014 von zwei Vorstandsmitglieder der damals größten Krypto-Börse Bitfinex initiiiert, die die Zusage machten, dass jeder USDT durch US-$ im Preis von einem gewöhnlich US-$ gedeckt sei. Wie sich im Lauf der Zeit (vor allem durch die Paradise Papers) herausstellte gehören Tether und Bitfinex zu einem Konzern (bzw. zwei Personen). Durch Untersuchungen der New Yorker Staatsanwaltschaft in 2021 ergab sich, dass Tether bei weitem nicht die behauptete Deckung in US-$ hatten (damals waren es nur 3 %), sondern zum überwiegenden Teil „commercial papers“ aufwies. Das können auch durch keinerlei Sicherheiten unterlegte oder praktisch wertlose Kredite sein. in mancherlei Hinsicht erinnert Tether an Wirecard mit Verwicklungen in Geldwäsche oder wertlosen Vermögenspositionen, die nur auf dem Papier bestehen.

In den AGB behält sich Tether das Recht vor, die Auszahlung von Tether-Token in gewöhnlichem Geld zu verzögern, wenn die Verzögerung durch die Illiquidität oder Nichtverfügbarkeit oder den Verlust der Rücklagen erforderlich ist, oder Tether-Token durch Sachleistungen einzulösen, indem sie anstelle von US-$ Rücknahmen von Wertpapieren und anderen Vermögenswerten, die in den Rücklagen gehalten werden. Wenn viele Inhaber den USDT in gewöhnliche Währung wechseln wollen, sind hohe Kurseinbrüche oder die Insolvenz absehbar.

Andere Coins

Da es sich bei den diversen Kryptowährungen im technischer Hinsicht eigentlich nur um Software und dezentralisierte Speicherung in einer Blockchain handelt, wurden und werden zahlreiche andere Kryptowährungen angeboten, teilweise mit abweichenden Strukturen. Auf BTC Echo wird eine Liste mit den Top 1000 der Kryptowährungen angezeigt. Sortiert wird nach der „Marktkapitalisierung“, wobei erst ab Platz 400 die „Marktkapitalisierung“ unter 100 Mio. USD fällt. Inzwischen soll es über 19 000 verschiedene solcher Krypto-Währungen geben (jede Woche 'zig neue Projekte). Technische gleiche Bitcoin 2, Bitcoin 3, … Bitcoin n sind nicht nur möglich, sondern vorhanden. Die Begrenzung auf 21 Mio. Stück ist damit auch keine sachliche oder technische Grenze, sondern spielt im Rahmen der Bewertung der Erwartungen potentieller Erwerber oder Verkäufer eine Rolle. Ob sich das mit der Bezeichnung Netzwerkeffekte erfassen lässt, ist schwierig, denn man gerät in die Doppeldeutigkeit, dass der Begriff selbstreferentiell verwendet wird. Beim Musterbeispiel Telefonnetz steigt die Nützlichkeit mit der Zahl der Teilnehmer, während der Preis für den einzelnen Teilnehmer oft sinkt. Manche andere Netzwerke, etwa das bekannte Beispiel MySpace, sind in kurzer Zeit zusammen gebrochen.

Multipliziert man die Anzahl der Coins mit dem Börsenpreis ergeben sich stark abweichende Summen (die in der Kryptowelt als Marktkapitalisierung bezeichnet wird), beispielsweise im April 2022 folgende Zahlen für erfolgreiche Projekte:

  • Bitcoin – über 700 Mrd. USD
  • Ethereum – über 350 Mrd. USD
  • BNB – ca. 70 Mrd. USD
  • USD Coin – ca. 50 Mrd. USD
  • ChaiLink – ca. 7 Mrd. USD
  • Dodge Coin – ca. 18 Mrd. USD
  • Litecoin – ca. 7,5 Mrd. USD

Daneben gibt es eine Unzahl an weiteren Projekten, an denen man sich beteiligen kann ( etwa auf Cryptototem).

Andere Coins werden oft auch shitcoins bezeichnet. Sie sollen sich von den Bitcoins dadurch unterscheiden, dass Bitcoin vollständig dezentralisiert sei (also nur das Ergebnis von unbeeinflussbaren Rechenoperationen ist), dass durch den „Proof of Work“, also den Hardware- und Energieverbrauch, eine messbare Größe der Leistung vorhanden sei und dass jeder (mit einem Wallet) daran teilnehmen kann. Jedoch sind das Bitcoin-Protokoll und -Verfahren sowie die Software frei verfügbar, so dass ein technisch identisches Netzwerk ohne weiteres errichtet werden kann. Die Schwierigkeit liegt darin, dass genügend Teilnehmer gefunden werden, die den geschaffenen exklusiven Datenbankpositionen einen Wert verschaffen und diesen zumindest aufrecht erhalten.

NFT

NFT (non fungible token) sind Bitcoins insofern ähnlich, dass sie einen Datensatz einer bestimmten Person zuordnen, dies aber verbunden mit der Aussage, der Datensatz würde mit typischerweise einem Bild in Verbindung stehen. Es können aber auch ein Video, Musik, Text, ebenso ein Katzenhaar oder ein Sandkorn vom Elbeufer sein. Das Konzept erinnert an eine Unterschrift eines Künstlers unter einen Druck. Oft wird wie bei Drucken zugesagt, dass nur eine bestimmte Anzahl von NFT für ein Objekt erstellt werden. Man erhält jedoch keinen Druck, sondern eine Art „gesicherten Eintrag in einer Datenbank“. Im Gegensatz zu den Coins werden NFT einzeln gehandelt und sollen Sammlerobjekte sein. Es gibt keinen einheitlichen Börsenpreis.

NFT haben lange niemanden interessiert, so dass auch niemand sie angeboten hat, bis einer der Krypto-Investoren, Vingesh Sundaresan, auf die Idee kam, bei dem Auktionshaus Christies (zweifelsohne abgesprochen) ein NFT für 69 Millionen Dollar (in ETH) zu erwerben. Dies führte zu dem erhofften Echo in den Medien. NFT und Ethereum waren schlagartig bekannt, der Kurs für die Coins, die notwendig sind, um an Ethereum teilzunehmen, stieg ab März 2021 gewaltig an. Seit dem versuchen viele Künstler, Stars, Politiker oder andere Promis NFT zu verkaufen. Das Geschäft wird über verschiedene Plattformen abgewickelt.

Im Internet gibt es zahllose Anleitungen: How To Create An NFT And Sell It. Dabei muss der Anbieter des NFT nicht das verbundene Bild selbst erstellt haben. Die Bilder sind, wie gesehen, nicht Gegenstand des Geschäfts, sondern dienen eher zu Marketingzwecken. Der Ablauf ist dabei typischerweise wie folgt: Es wird ein Bild ausgewählt, das mit dem NFT zusammen dargestellt wird. Sodann muss man ein Krypto-Konto typischerweise mit ETH eröffnen, lädt das NFT auf eine Handelsplattform hoch und betreibt Werbung für das NFT. Ein- und demselben Bild kann ein NFT, genauso gut aber auch zig-Tausend NFT zugeordnet werden.

Web3

Web3 ist laut Wikipedia „eine Idee für eine neue Generation des World Wide Web, das auf der Blockchain basiert und Konzepte wie Dezentralisierung und Token-basierte Wirtschaft beinhaltet.“ Es wird als Befreiung von Big Tech (GAFAM – Alphabet (Google), Amazon, Meta (Facebook), Apple und Microsoft ) dargestellt, deren Macht reduziert werden soll. Um was es sich bei Web3 genau handelt, ist allerdings diffus und nebelig.

Bei Web3 bildet sich – ähnlich wie bei Web 2.0 – eine eigenartige Gemengelage von Tech-Unternehmen, Venturekapital und Aktivisten, die gegen die gegenwärtigen Strukturen und mächtigen Unternehmen ankämpfen. Als gemeinsame Werte der Web3-Bewegung werden etwa von tante folgende Werte genannt, die der Web3-Ansatz zu maximieren versucht: digitales Eigentum3), Dezentralität, Transparenz und Freiheit von Einschränkungen.4)

Wer sich davon Vorteile erhofft, wird deutlich, wenn man sich den Interessentenkreis betrachtet: Kryptowährungsvermögende, große Technologieunternehmen, diverse Exchenges und Wagniskapitalfirmen. Es sind selbstverständlich keine Philanthropen.5)

Die meisten Versprechen klingen derzeit allerdings nicht visionär, sondern illusionär, unter Umständen auch überflüssig. Da beginnt damit, dass man zur Nutzung ein Gerät mit einem Betriebssystem benötigt. Wer Windows, iOS oder Android nicht mehr wünscht, muss auf Linux umsteigen. Bei vielen anderen Anwendungen ist nicht ersichtlich, wie sie dezentral verwirklicht werden sollen.

Der Kernanwendungsbereich scheint sich auf die Finanzierung zu beschränken, indem neue Methoden genutzt werden, um Kapital zu sammeln, das dann für allerlei nicht dezentralisierte und nicht transparente Geschäfte verwendet werden. Man kann beispielsweise Anteile an einem Grundstück oder einem Unternehmen (Projekt) in Token aufteilen. Allerdings sind Vorteile gegenüber eine Aktengesellschaft kaum ersichtlich bzw. zweifelhafter Natur: Anstelle von Off-Shore-Gesellschaften mit Treuhändern, die für eine Anonymität sorgen, kann diese bei Token größer sein. Umgekehrt ergeben sich hieraus dann auch die Nachteile: Wie will eine Gesellschaft beispielsweise eine Gesellschafterversammlung abhalten, wenn die Inhaberschaft der Token anonym ist.

Faktisch berauben sich die Personen damit der üblichen Gesellschafterrechte und gehen möglicherweise das Risiko einer Haftungsgemeinschaft ein. Mangels Organisation kann die Gemeinschaft kaum als haftungsbeschränkte juristische Person angesehen werden; mangels Organisation möglicherweise aber auch nicht als Gesellschaft.


Fortsetzung

Eckhard Höffner 2022/04/17 18:30

1)
Die Prospekthaftung kann sich in Nichts auflösen.
2)
Der damit zusammenhängende Coin Terra Luna verlor binnen weniger Stunden rund 70 %. Eine Woche später bekam man für eine Investition von 1000 Euro noch 20 Cent. Dann wurde diese dezentralisierte, unabhängige blockchain eingestellt.
3)
Dahinter steckt meiner Meinung nach auch eine Vorstellung, die ich in Geschichte und Wesen des Urheberrechts in den Abschnitten 7.10 und 9.3.5 beschrieben habe: Jeder digital registrierbare Konsumvorgang soll sich mittels Micro-Payment und Blockchain-Technologie zahlungspflichtig gestalten lassen. Ethereum mit smart contracts und einer automatisierten Übertragtung von Krypto-Geld scheint eine technische Möglichkeit hierfür zu schaffen.
5)
Zu Web3 gibt es eine Internetseite Web3 is going great, die täglich über die Fehlschläge, Lücken, Betrügereien etc. berichtet.

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