Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.
Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige ÜberarbeitungNächste Überarbeitung | Vorherige ÜberarbeitungNächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung | ||
geschichte:nachdruck [2017/10/02 18:58] – [Luther] eckhard | geschichte:nachdruck [2018/06/01 12:36] – [2.3 Buchdruck] eckhard | ||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | ~~CLOSETOC~~ | ||
===== 2.3 Buchdruck ===== | ===== 2.3 Buchdruck ===== | ||
Zeile 20: | Zeile 21: | ||
Wenn man sich über die Geschichte des Urheberrechts und die Nachdrucker in der frühen Neuzeit | Wenn man sich über die Geschichte des Urheberrechts und die Nachdrucker in der frühen Neuzeit | ||
- | Luther wurde für seine Texte von seinen Verlegern nicht bezahlt und hat den Nachdruck als Mittel durchaus geschätzt, seine reformatorischen Lehren schnell und weiträumig zu verbreiten.((Ausführlich Flachmann S.~40, m. w. Nachw.; Kapp S.~313, 423; Wittmann S.~51 f.)) Er sprach 1541 zwar davon, dass »reuberische Nachdrücker mit unser Arbeit untreulich umgehen«. Er meinte damit jedoch nicht, dass ihm etwas weggenommen wurde – er habe es umsonst empfangen und gegeben und begehre dafür nichts (wörtlich: »Wiewol meinet halben daran nichts gelegen/ Denn ich habs vmb sonst empfangen/ vmb sonst hab ichs gegeben/ vnd begere auch dafur nichts«) –, sondern dass die Arbeit nicht ordentlich – untreulich eben – gedruckt wurde. Die scharf klingenden Worte täuschen, denn Luther war in seiner Polemik fast immer maßlos, etwa wenn er forderte, man solle aufständische Bauern wie tolle Hunde erwürgen, oder gegen Erasmus von Rotterdam gerichtet: »Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt tot noch mehr als lebendig.«((Friedell S.~314 (Bd. 1). Die Parteinahme Luthers gegen die Bauern wird aus heutiger Sicht üblicherweise als Verkennung der berechtigten Belange der Bauern eingestuft. Während der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts entwickelten sich in Deutschland die ersten Ansätze für die in der Aufklärung so bedeutsame Idee der Verbindung von persönlicher Freiheit und Eigentum als ein Bereich der eigenverantwortlichen Regelung der gemeindlichen Belange; Schmidt S.~68--71. Die militärische Niederlage der Bauern, deren vergleichsweise moderne Forderungen wie Ende der LeibeigenschaftLeibeigenschaft, ein berechenbares und nutzbares Gerichtssystem mit verbindlicher Wirkung für alle, einheitliche Maße, einheitliches Münzsystem, | + | Luther wurde für seine Texte von seinen Verlegern nicht bezahlt und hat den Nachdruck als Mittel durchaus geschätzt, seine reformatorischen Lehren schnell und weiträumig zu verbreiten.((Ausführlich Flachmann S.~40, m. w. Nachw.; Kapp S.~313, 423; Wittmann S.~51 f.)) Er sprach 1541 zwar davon, dass »reuberische Nachdrücker mit unser Arbeit untreulich umgehen«. Er meinte damit jedoch nicht, dass ihm etwas weggenommen wurde – er habe es umsonst empfangen und gegeben und begehre dafür nichts (wörtlich: »Wiewol meinet halben daran nichts gelegen/ Denn ich habs vmb sonst empfangen/ vmb sonst hab ichs gegeben/ vnd begere auch dafur nichts«) –, sondern dass die Arbeit nicht ordentlich – untreulich eben – gedruckt wurde. Die scharf klingenden Worte täuschen, denn Luther war in seiner Polemik fast immer maßlos, etwa wenn er forderte, man solle aufständische Bauern wie tolle Hunde erwürgen, oder gegen Erasmus von Rotterdam gerichtet: »Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt tot noch mehr als lebendig.«((Friedell S.~314 (Bd. 1). Die Parteinahme Luthers gegen die Bauern wird aus heutiger Sicht üblicherweise als Verkennung der berechtigten Belange der Bauern eingestuft. Während der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts entwickelten sich in Deutschland die ersten Ansätze für die in der Aufklärung so bedeutsame Idee der Verbindung von persönlicher Freiheit und Eigentum als ein Bereich der eigenverantwortlichen Regelung der gemeindlichen Belange; Schmidt S.~68--71. Die militärische Niederlage der Bauern, deren vergleichsweise moderne Forderungen wie Ende der Leibeigenschaft, ein berechenbares und nutzbares Gerichtssystem mit verbindlicher Wirkung für alle, einheitliche Maße, einheitliches Münzsystem, |
+ | |||
+ | < | ||
+ | <a title=" | ||
+ | < | ||
+ | </ | ||
1525 schrieb Luther, nachdem aus der Werkstatt seines Druckers ein noch unveröffentlichtes Manuskript gestohlen und sofort gedruckt wurde, dass ein Drucker zumindest einen Monat oder deren zwei nach der Veröffentlichung abwarten sollte, bis er nachdruckt. Luther in der Vermanung an die Drücker, 1525: »Solt nicht eyn drucker dem andern aus Christlicher liebe eyn monden odder zween zu gut harren ehe er yhm nachdrucket.« Der Diebstahl des Manuskripts wäre nicht so schlimm, wenn der Text wenigstens richtig gedruckt worden wäre. | 1525 schrieb Luther, nachdem aus der Werkstatt seines Druckers ein noch unveröffentlichtes Manuskript gestohlen und sofort gedruckt wurde, dass ein Drucker zumindest einen Monat oder deren zwei nach der Veröffentlichung abwarten sollte, bis er nachdruckt. Luther in der Vermanung an die Drücker, 1525: »Solt nicht eyn drucker dem andern aus Christlicher liebe eyn monden odder zween zu gut harren ehe er yhm nachdrucket.« Der Diebstahl des Manuskripts wäre nicht so schlimm, wenn der Text wenigstens richtig gedruckt worden wäre. |