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geschichte:england:ende_gildenmonopol [2017/10/13 01:34] – [3.2.1 Ende des Gildenmonopols] eckhardgeschichte:england:ende_gildenmonopol [2017/10/13 01:41] – [3.2.1 Ende des Gildenmonopols] eckhard
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 Der Bürgerkrieg ab 1641 führte zu einer Schwächung der von der Krone abhängigen Company of Stationers, da deren Fundament auf dem seitens der Krone gewährten Kontrollrecht über das Druckwesen ruhte und dieses infolge der Abschaffung der Monarchie hinfällig wurde.((Der Stuart-König [[wpde>Karl_I._(England)|Charles I.]] von England, Schottland und Irland hatte seit 1629 versucht, ohne das englische Parlament zu regieren. Das Parlament hatte nach der damaligen Verfassung nur einen begrenzten Zuständigkeitsbereich (insb. Steuern) und wurde vom König nur einberufen, wenn dies notwendig war. Charles I. rief das Parlament erstmals wieder im April 1640 ein, um es im Mai ([[wp>short parliament]]) wieder aufzulösen, weil es seiner Forderung nach höheren Steuern nur unter Bedingungen nachkommen wollte. Im November wurde ein neues Parlament einberufen, das nicht aufgelöst wurde, sondern sich mit eigenen Soldaten an den Aufständen der calvinistischen und presbyterianischen Schotten beteiligte und gegen die königlichen Truppen kämpfte. Charles I. verlor seine Macht und wurde 1649 hingerichtet. Die Regierung übernahm der //[[wpde>Lordprotektor]]// von England, Schottland und Irland [[wpde>Oliver Cromwell]].)) Die Zahl der Druckwerke stieg nach dem Ende der Wirksamkeit des Star Chamber Decrees vorübergehend gewaltig an.  Der Bürgerkrieg ab 1641 führte zu einer Schwächung der von der Krone abhängigen Company of Stationers, da deren Fundament auf dem seitens der Krone gewährten Kontrollrecht über das Druckwesen ruhte und dieses infolge der Abschaffung der Monarchie hinfällig wurde.((Der Stuart-König [[wpde>Karl_I._(England)|Charles I.]] von England, Schottland und Irland hatte seit 1629 versucht, ohne das englische Parlament zu regieren. Das Parlament hatte nach der damaligen Verfassung nur einen begrenzten Zuständigkeitsbereich (insb. Steuern) und wurde vom König nur einberufen, wenn dies notwendig war. Charles I. rief das Parlament erstmals wieder im April 1640 ein, um es im Mai ([[wp>short parliament]]) wieder aufzulösen, weil es seiner Forderung nach höheren Steuern nur unter Bedingungen nachkommen wollte. Im November wurde ein neues Parlament einberufen, das nicht aufgelöst wurde, sondern sich mit eigenen Soldaten an den Aufständen der calvinistischen und presbyterianischen Schotten beteiligte und gegen die königlichen Truppen kämpfte. Charles I. verlor seine Macht und wurde 1649 hingerichtet. Die Regierung übernahm der //[[wpde>Lordprotektor]]// von England, Schottland und Irland [[wpde>Oliver Cromwell]].)) Die Zahl der Druckwerke stieg nach dem Ende der Wirksamkeit des Star Chamber Decrees vorübergehend gewaltig an. 
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 +=== Bürgerkrieg ===
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 Die Zeit bis zum Ende der puritanischen Regierung bis 1660 waren für die Buchhändler von Unsicherheiten und Unklarheiten geprägt. Die Gilde setzte sich jedenfalls intensiv für die Wiedereinführung der Ausschließlichkeitsrechte ein. In der Eingabe der Gilde an das Parlament von 1643 beklagten die Buchhändler erneut Überkapazitäten: Es gebe zu viele Drucker, zu viele Druckerpressen an versteckten Orten, zu viele Lehrlinge, ohne die praktischen Kontrollmöglichkeiten durch die Gilde zu viel unerwünschte Druckschriften und ohne das right to copy keinen Anreiz für den Buchhandel, dem Staat bei der inhaltlichen Kontrolle zu helfen.  Die Zeit bis zum Ende der puritanischen Regierung bis 1660 waren für die Buchhändler von Unsicherheiten und Unklarheiten geprägt. Die Gilde setzte sich jedenfalls intensiv für die Wiedereinführung der Ausschließlichkeitsrechte ein. In der Eingabe der Gilde an das Parlament von 1643 beklagten die Buchhändler erneut Überkapazitäten: Es gebe zu viele Drucker, zu viele Druckerpressen an versteckten Orten, zu viele Lehrlinge, ohne die praktischen Kontrollmöglichkeiten durch die Gilde zu viel unerwünschte Druckschriften und ohne das right to copy keinen Anreiz für den Buchhandel, dem Staat bei der inhaltlichen Kontrolle zu helfen. 
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 Hiergegen wandte sich Miltons Areopagitica, eine 1644 veröffentlichte, tatsächlich nicht gehaltene »Rede an das englische Parlament«. Er kritisierte aber nicht die exklusiven Kopierrechte, sondern dass einige Inhaber von Ausschließlichkeitsrechten sich ausschließlich für die Zensur einsetzten, weil sie ihre Vorrangstellung bewahren wollten.((Milton. In Miltons Schrift ging es nicht um die individuellen Rechte oder den Nachdruck, wie der Untertitel (»Unlicenc'd Printing«) nahelegen mag, sondern um die Wiedereinführung der Vorzensur durch das Parlament 1643. Licensing betraf -- wie bereits ausgeführt -- die staatliche Druckerlaubnis, die Zensur, nicht das Recht zum Kopieren. Gegenstand der Schrift Miltons war die Redefreiheit und die Freiheit von Vorzensur. Die Frage des Rechts am geistigen Werk erörterte Milton nicht, sondern streifte einzelne Aspekte eher beiläufig.)) 1647 und 1649 gab es weitere Zensurgesetze.  Hiergegen wandte sich Miltons Areopagitica, eine 1644 veröffentlichte, tatsächlich nicht gehaltene »Rede an das englische Parlament«. Er kritisierte aber nicht die exklusiven Kopierrechte, sondern dass einige Inhaber von Ausschließlichkeitsrechten sich ausschließlich für die Zensur einsetzten, weil sie ihre Vorrangstellung bewahren wollten.((Milton. In Miltons Schrift ging es nicht um die individuellen Rechte oder den Nachdruck, wie der Untertitel (»Unlicenc'd Printing«) nahelegen mag, sondern um die Wiedereinführung der Vorzensur durch das Parlament 1643. Licensing betraf -- wie bereits ausgeführt -- die staatliche Druckerlaubnis, die Zensur, nicht das Recht zum Kopieren. Gegenstand der Schrift Miltons war die Redefreiheit und die Freiheit von Vorzensur. Die Frage des Rechts am geistigen Werk erörterte Milton nicht, sondern streifte einzelne Aspekte eher beiläufig.)) 1647 und 1649 gab es weitere Zensurgesetze. 
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 +=== Licensing Act (1662) ===
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   * 1688 -- Glorreiche Revolution   * 1688 -- Glorreiche Revolution
   * 1695 -- Licensing Act nicht mehr verlängert   * 1695 -- Licensing Act nicht mehr verlängert
 +  * 1710 -- Statute of Anne
  
-In den Jahren 1695 bis 1709 kam es zu einer weiteren Unterbrechung des Rechtssystems der Buchhändler, da Ende 1694 der die Druckerlaubnis regelnde Licensing Act auslief und nicht mehr verlängert wurde.((Patry S.~10.)) Diese Zeit ist gekennzeichnet von den Folgen der Glorreichen Revolution 1688, dem Verlust zahlreicher Prärogative der Krone, dem über die Bill of Rights((die keine Pressefreiheit vorsah)) eingeführten parlamentarischen Regierungssystem mit den konservativen Tories und der wirtschaftsliberalen Partei der Whigs, die ab 1714 über fünf Jahrzehnte die Mehrheit im Unterhaus stellte. Die Parteien, das Parlament oder die Wahlen entsprachen noch nicht dem modernen Verständnis. Bestimmend war eine Oligarchie aus Hochadel und reichem Bürgertum.((Beide Parteien wollten die Monarchie und unterschieden sich in ihrer politischen Richtung nicht sonderlich. Eine Änderung der Zusammensetzung des Parlaments war in der praktischen Politik kaum spürbar. Die Parole des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges No taxation without representation nahm in England eine Form an, nach der die Interessenvertretung nur den Vermögenden, Hochadel, Gentry und finanzkräftiges Bürgertum, zukam. Zwei Drittel der Abgeordneten wurden von kleinen Wählerkollegien mit weniger als einhundert, dreißig davon mit weniger als zehn Wählern bestimmt. In England waren für die Abgeordneten kaum mehr als einhunderttausend, im 1707 beigetretenen Schottland viertausend Personen wahlberechtigt (vgl. Mandrou S.~170--174). Der König regierte mit dem Parlament weiter, leitete das Kabinett, konnte sich aber nicht so leicht über das Parlament hinwegsetzen.)) +1695 endete das Rechtssystem der Buchhändler, da der die Druckerlaubnis regelnde Licensing Act auslief und nicht mehr verlängert wurde.((Patry S.~10.)) An die Stelle der Gildenordnung trat das hoheitliche Gesetz. Die Zeit ist gekennzeichnet von den Folgen der Glorreichen Revolution 1688, dem Verlust zahlreicher Prärogative der Krone, dem über die Bill of Rights((die keine Pressefreiheit vorsah)) eingeführten parlamentarischen Regierungssystem mit den konservativen Tories und der wirtschaftsliberalen Partei der Whigs, die ab 1714 über fünf Jahrzehnte die Mehrheit im Unterhaus stellte. Die Parteien, das Parlament oder die Wahlen entsprachen jedoch nicht dem modernen Verständnis. Bestimmend war eine Oligarchie aus Hochadel und reichem Bürgertum.((Beide Parteien wollten die Monarchie und unterschieden sich in ihrer politischen Richtung nicht sonderlich. Eine Änderung der Zusammensetzung des Parlaments war in der praktischen Politik kaum spürbar. Die Parole des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges No taxation without representation nahm in England eine Form an, nach der die Interessenvertretung nur den Vermögenden, Hochadel, Gentry und finanzkräftiges Bürgertum, zukam. Zwei Drittel der Abgeordneten wurden von kleinen Wählerkollegien mit weniger als einhundert, dreißig davon mit weniger als zehn Wählern bestimmt. In England waren für die Abgeordneten kaum mehr als einhunderttausend, im 1707 beigetretenen Schottland viertausend Personen wahlberechtigt (vgl. Mandrou S.~170--174). Der König regierte mit dem Parlament weiter, leitete das Kabinett, konnte sich aber nicht so leicht über das Parlament hinwegsetzen.)) 
  
 Damit endete die Vorzensur, nicht die Zensur, die in einem Fall mit der Todesstrafe durchgesetzt wurde.((Hilgers S.~217--221. St Clair S.~85, nennt den letzten Fall (1720): ein achtzehnjähriger Lehrling, der sich zum Druck einer regierungskritischen Schrift bereit erklärt hatte, wurde hingerichtet. Im 17. Jahrhundert gab es zwei Todesstrafen)) Aber die Möglichkeiten zur Inhaltskontrolle der Schriften waren natürlich stark eingeschränkt, so dass alsbald neben den staatlichen oder halbstaatlichen Gazetten weitere Zeitungen auf den Markt kamen. 1688–1692 entstanden allein 26 neue Zeitungen, diese vielfach eng mit einzelnen politischen Mächten verbunden.((Feather S.~84--92; Habermas S.~125.))  Damit endete die Vorzensur, nicht die Zensur, die in einem Fall mit der Todesstrafe durchgesetzt wurde.((Hilgers S.~217--221. St Clair S.~85, nennt den letzten Fall (1720): ein achtzehnjähriger Lehrling, der sich zum Druck einer regierungskritischen Schrift bereit erklärt hatte, wurde hingerichtet. Im 17. Jahrhundert gab es zwei Todesstrafen)) Aber die Möglichkeiten zur Inhaltskontrolle der Schriften waren natürlich stark eingeschränkt, so dass alsbald neben den staatlichen oder halbstaatlichen Gazetten weitere Zeitungen auf den Markt kamen. 1688–1692 entstanden allein 26 neue Zeitungen, diese vielfach eng mit einzelnen politischen Mächten verbunden.((Feather S.~84--92; Habermas S.~125.)) 

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