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geschichte:buchdruck [2018/06/01 12:28] – [2.3 Buchdruck] eckhardgeschichte:buchdruck [2018/06/29 11:02] – [2.3.2 Drucktechnik] eckhard
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 ===== 2.3.2 Drucktechnik ===== ===== 2.3.2 Drucktechnik =====
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 +<figcaption class="caption-text">Spielkarten -- Druck vor Gutenberg</figcaption>
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 Mit der Entwicklung des Buchdrucks um 1450 zur ersten vollständigen Mechanisierung einer Handarbeit ändert sich die Verbreitung von Wissen grundlegend, da man »an einem Tag mehr drucken kann als man früher in einem Jahr hatte abschreiben können«.((Polydorus Vergilius (De inventoribus rerum, Venedig, 1499), zitiert nach: Gieseke S.~11; Wittmann S.~29, schreibt das Zitat Johannes Campanus zu, der aber erst um 1500 geboren wurde.))  Drucktechniken für Bücher wurden seit dem 6. bzw. 10. Jahrhundert in Korea und China angewandt, dies allerdings nicht mit beweglichen Lettern, sondern mit Holztafeln, in die das Druckbild geschnitzt wurde wie bei einem Stempel. In Korea und China sollen bereits vor dem 14. Jahrhundert einzelne Lettern verwendet worden sein, im 11. Jahrhundert – so wird vermutet – bewegliche Lettern aus gebranntem Ton und im 14. Jahrhundert aus Holz.((Feather S.~7; Hyun.)) Methoden wie Inkunabeln oder das Holzdruckverfahren kamen in Europa mit steigendem Interesse an Druckwerken schon vor der Gutenbergschen Technik auf. Es wurden Spielkarten oder Einblattdrucke in größerer Zahl hergestellt.((Febvre/Martin S.~45--48; Braudel S.~432--434.)) Ulrich Zell berichtete in der Kölner Chronik (1499), dass die Technik 1450 aus Mainz nach Köln gekommen sei. Die ersten Versuche (»eyrste vurbyldung«) seien jedoch von »den Donaten« (Lateinlehrbuch) aus Holland bekannt.((Wetter S.~278--282; Febvre/Martin S.~52 f.)) Gutenberg, der unter anderem die Weinpresse und das Metallgießen der Goldschmiede kombinierte und dabei insbesondere das Gießinstrument und die Legierung für die Herstellung der einzelnen Lettern entwickelte, erleichterte die Reproduktion und Verbreitung des Wissens und der neuen Ideen mit den beweglichen Lettern. Die Druckerschwärze wurde nicht mehr durch Reiben mit dem Papier verbunden, sondern das Papier mit Druck auf die gesetzten Buchstaben gepresst. Gutenberg war aber nicht der einzige Goldschmied, der nach einer Methode suchte, das Kopieren vieler Schriften zu erleichtern. In Avignon beschäftigte sich Procopius Waldvogel, ebenfalls Goldschmied, mit der selben Problematik.((Febvre/Martin S.~52.))  Mit der Entwicklung des Buchdrucks um 1450 zur ersten vollständigen Mechanisierung einer Handarbeit ändert sich die Verbreitung von Wissen grundlegend, da man »an einem Tag mehr drucken kann als man früher in einem Jahr hatte abschreiben können«.((Polydorus Vergilius (De inventoribus rerum, Venedig, 1499), zitiert nach: Gieseke S.~11; Wittmann S.~29, schreibt das Zitat Johannes Campanus zu, der aber erst um 1500 geboren wurde.))  Drucktechniken für Bücher wurden seit dem 6. bzw. 10. Jahrhundert in Korea und China angewandt, dies allerdings nicht mit beweglichen Lettern, sondern mit Holztafeln, in die das Druckbild geschnitzt wurde wie bei einem Stempel. In Korea und China sollen bereits vor dem 14. Jahrhundert einzelne Lettern verwendet worden sein, im 11. Jahrhundert – so wird vermutet – bewegliche Lettern aus gebranntem Ton und im 14. Jahrhundert aus Holz.((Feather S.~7; Hyun.)) Methoden wie Inkunabeln oder das Holzdruckverfahren kamen in Europa mit steigendem Interesse an Druckwerken schon vor der Gutenbergschen Technik auf. Es wurden Spielkarten oder Einblattdrucke in größerer Zahl hergestellt.((Febvre/Martin S.~45--48; Braudel S.~432--434.)) Ulrich Zell berichtete in der Kölner Chronik (1499), dass die Technik 1450 aus Mainz nach Köln gekommen sei. Die ersten Versuche (»eyrste vurbyldung«) seien jedoch von »den Donaten« (Lateinlehrbuch) aus Holland bekannt.((Wetter S.~278--282; Febvre/Martin S.~52 f.)) Gutenberg, der unter anderem die Weinpresse und das Metallgießen der Goldschmiede kombinierte und dabei insbesondere das Gießinstrument und die Legierung für die Herstellung der einzelnen Lettern entwickelte, erleichterte die Reproduktion und Verbreitung des Wissens und der neuen Ideen mit den beweglichen Lettern. Die Druckerschwärze wurde nicht mehr durch Reiben mit dem Papier verbunden, sondern das Papier mit Druck auf die gesetzten Buchstaben gepresst. Gutenberg war aber nicht der einzige Goldschmied, der nach einer Methode suchte, das Kopieren vieler Schriften zu erleichtern. In Avignon beschäftigte sich Procopius Waldvogel, ebenfalls Goldschmied, mit der selben Problematik.((Febvre/Martin S.~52.)) 
  
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 Druckerpressen wurden vor allem in Handels- und Universitätsstädten aufgestellt. Bis 1500 sollen an rund 250–270 Druckorten in Europa nahezu 40 000 Titel mit einer Gesamtauflage von ca. zehn bis zwanzig Millionen Exemplaren gedruckt worden sein,((Die Zahlen variieren, vgl. Hanebutt-Benz S.~60; Kapp S.~263 f.; Schottenloher S.~25; Wittmann S.~27. Gieseke S.~13, nennt 62 Druckorte im alten Deutschen Reich. Für England St Clair S.~14.)) dies bei einer Gesamtbevölkerung, die 1450 auf 37 bis 39 Millionen und 1500 auf etwa 60 bis 70 Millionen Einwohner geschätzt wird.((Boockmann S.~16; Graus S.~408. North/Thomas S.~71, 103, nennen Zahlen von M. K. Bennett (The World's Food, 1954, S. 5), nach dessen Schätzungen in Westeuropa um 1400 45 Millionen, 1450 60 Millionen, um 1500 69 Millionen und 1550 78 Millionen Menschen gelebt haben sollen. Wie man sieht, sind die Schätzungen unsicher, da insbesondere im 13. Jahrhundert Hungerkrisen und Epidemien unter der Bevölkerung deutliche Spuren hinterlassen haben. Zur Problematik der Schätzungen, vgl. Braudel S.~22--66.))  Druckerpressen wurden vor allem in Handels- und Universitätsstädten aufgestellt. Bis 1500 sollen an rund 250–270 Druckorten in Europa nahezu 40 000 Titel mit einer Gesamtauflage von ca. zehn bis zwanzig Millionen Exemplaren gedruckt worden sein,((Die Zahlen variieren, vgl. Hanebutt-Benz S.~60; Kapp S.~263 f.; Schottenloher S.~25; Wittmann S.~27. Gieseke S.~13, nennt 62 Druckorte im alten Deutschen Reich. Für England St Clair S.~14.)) dies bei einer Gesamtbevölkerung, die 1450 auf 37 bis 39 Millionen und 1500 auf etwa 60 bis 70 Millionen Einwohner geschätzt wird.((Boockmann S.~16; Graus S.~408. North/Thomas S.~71, 103, nennen Zahlen von M. K. Bennett (The World's Food, 1954, S. 5), nach dessen Schätzungen in Westeuropa um 1400 45 Millionen, 1450 60 Millionen, um 1500 69 Millionen und 1550 78 Millionen Menschen gelebt haben sollen. Wie man sieht, sind die Schätzungen unsicher, da insbesondere im 13. Jahrhundert Hungerkrisen und Epidemien unter der Bevölkerung deutliche Spuren hinterlassen haben. Zur Problematik der Schätzungen, vgl. Braudel S.~22--66.)) 
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 1470 wurden noch prächtige Handschriften der Bibel für bis zu 500 Gulden verkauft.((Kapp S.~24.)) Die Gestaltung der frühen, in aufwändiger Handarbeit hergestellten gedruckten Bücher orientierte sich noch stark an den teilweise äußerst edlen Handschriften. Anton Koberger verlegte beispielsweise 1493 die berühmte Schedelsche Weltenchronik. 1400 lateinische und 700 deutsche Exemplare mit 1804 teilweise doppelseitigen Holzschnitten wurden gedruckt. Der Preis betrug drei bis dreieinhalb Gulden für ein ungebundenes Exemplar, anderthalb Gulden mehr für ein gebundenes und ungefähr acht Gulden für ein gebundenes und koloriertes Exemplar.  Das gleichmäßige Druckbild der alten, besonders sorgfältigen gesetzten Drucke wurde erreicht durch die Verwendung von mehr Lettern als das bloße Alphabet hat. Für Gutenbergs Bibel wurden 299 unterschiedliche Zeichen und Ligaturen gegossen. Es wurden viele Abkürzungen verwendet, um eine gleichmäßige Buchstabenzahl in einer Zeile zu erzielen, indem beispielsweise nicht »Mann« gedruckt wurde, sondern »Mañ« (die Tilde über dem N zeigt an, dass der zweite, wiederholte Buchstabe ausgelassen wurde). In dem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München sind wie für Handschriften handkolorierte Initialen vorgezeichnet. 1470 wurden noch prächtige Handschriften der Bibel für bis zu 500 Gulden verkauft.((Kapp S.~24.)) Die Gestaltung der frühen, in aufwändiger Handarbeit hergestellten gedruckten Bücher orientierte sich noch stark an den teilweise äußerst edlen Handschriften. Anton Koberger verlegte beispielsweise 1493 die berühmte Schedelsche Weltenchronik. 1400 lateinische und 700 deutsche Exemplare mit 1804 teilweise doppelseitigen Holzschnitten wurden gedruckt. Der Preis betrug drei bis dreieinhalb Gulden für ein ungebundenes Exemplar, anderthalb Gulden mehr für ein gebundenes und ungefähr acht Gulden für ein gebundenes und koloriertes Exemplar.  Das gleichmäßige Druckbild der alten, besonders sorgfältigen gesetzten Drucke wurde erreicht durch die Verwendung von mehr Lettern als das bloße Alphabet hat. Für Gutenbergs Bibel wurden 299 unterschiedliche Zeichen und Ligaturen gegossen. Es wurden viele Abkürzungen verwendet, um eine gleichmäßige Buchstabenzahl in einer Zeile zu erzielen, indem beispielsweise nicht »Mann« gedruckt wurde, sondern »Mañ« (die Tilde über dem N zeigt an, dass der zweite, wiederholte Buchstabe ausgelassen wurde). In dem Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München sind wie für Handschriften handkolorierte Initialen vorgezeichnet.

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